„Überschuldete brauchen eine Starke Beratung“
ist das Motto der diesjährigen Aktionswoche der Schuldnerberatungen.
Im Jahr 2015 haben 647.136 Personen wegen finanzieller Probleme in einer der 1.400 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Deutschland das Beratungsangebot in Anspruch genommen. Die Schuldenhöhe der beratenen Personen betrug durchschnittlich 34.400 Euro, was etwa dem 33-fachen ihres Monatseinkommens entspricht. Hauptursachen für die Überschuldung waren Arbeitslosigkeit, längerfristiges Niedrigeinkommen, gesundheitliche Probleme, Trennung oder Tod des Partners.1
Zum Stichtag 1. Oktober 2016 wurde für die gesamte Bundesrepublik eine Überschuldungsquote von 10,06 Prozent gemessen.2
Mit der sozialen Schuldnerberatung ist ein umfangreiches und wirksames Konzept zur Bewältigung des Problems privater Überschuldung entwickelt worden. Know-how und Kompetenz sind da, können aber angesichts der unzureichenden Finanzierungsstrukturen nicht in vollem Umfang ausgeschöpft werden. Nimmt man die von Creditreform für 2016 ermittelte Zahl von 6,8 Millionen Überschuldeten in Deutschland in den Blick, wird deutlich, dass nur eine Minderheit der Überschuldeten überhaupt in einer der anerkannten, gemeinnützigen Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen beraten und betreut werden.3
Der Grund für die Kluft zwischen Angebot und Bedarf liegt in der Unterfinanzierung von sozialen Schuldnerberatungsstellen.4
Dieser chronische Mangel führt im Ergebnis zu überdurchschnittlichen Wartezeiten für Ratsuchende, einem reinen Krisenmanagement auf Kosten nachhaltiger Stabilisierung, einer stetigen Überlastung der beratenden Fachkräfte, langen Wegen für Ratsuchende, insbesondere im ländlichen Raum und hohen gesellschaftlichen Folgekosten.3
Deshalb ist es Ziel der Diakonischen Schuldnerberatungen gesetzliche Grundlagen für ein Recht auf Schuldnerberatung zu schaffen, die Schuldnerberatung bedarfsgerecht auszubauen, eine Finanzierung von Schuldnerberatung zu sichern und im Rahmen der Qualität, Standards für die Beratung zu definieren.
Die Schuldnerberatung des Diakonischen Werks Hildesheim ist deshalb Mitglied im Arbeitskreis Schuldnerberatung (AKS). In Kooperation mit dem Diakonischen Institut für Qualitätsentwicklung im Evangelischen Werk für Diakonie, werden Qualität und Standards, sowie deren Umsetzung in der täglichen Beratung entwickelt.
Literaturangabe
1Statistik zur Überschuldung privater Personen, Statistisches Bundesamt, Fachserie 15 Reihe 5, Erschienen am 1. Juli 2016, revidiert am 17.11.2016
2SchuldnerAtlas Deutschland - Überschuldung von Verbrauchern, Jahr 2016, Creditreform Wirtschaftsforschung & Creditreform Boniversum GmbH, Neuss, 10. November 2016
3Überschuldete brauchen starke Beratung-Forderungen der AG SBV zur Bundestagswahl 2017
4 Prof. Dr. Harald Ansen, Prof. Dr. Frauke Schwarting, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Fakultät Wirtschaft und Soziales: „Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit von Sozialer Schuldner- und Insolvenzberatung; Eine Metastudie empirischer Arbeiten“; Im Auftrag der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung (BAG SB), Hamburg 2015