Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine damit ausgelöste Zuwanderung von Menschen aus der Ukraine und anderen benachbarten Ländern stellte die Mitarbeiter*innen des Fachbereichs vor neue Herausforderungen. Seit Februar 2022 wurden bereits bestehende migrations- sowie sozialpolitische und damit verbundene strukturelle Problematiken noch deutlicher. Während Ämter und Behörden auch in den Vorjahren zur Klärung und Begleitung der Klient*innen nicht immer erreichbar waren oder Dokumente sehr spät ausgestellt wurden, verschlechterte sich die Situation im ersten Halbjahr massiv. Insbesondere bei der Aufnahme von Menschen aus der Ukraine war die Anmeldung bei Behörden und Ämtern nicht reibungslos, einschließlich der anfangs unklaren rechtlichen Aufenthaltssituation, späterer Bleibechancen oder einer Unklarheit im Bezug von Sozialleistungen. Neben diesen Herausforderungen ist die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt und die Unterbringung von Geflüchteten in ungünstigen Unterkünften bis heute nicht zufrieden stellend. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung gegenüber ukrainischen Zuwanderern war groß. Dadurch wurden die Beratung und die Koordination der Ehrenamtlichen wieder stärker angefragt. Obwohl es auch im Jahr 2022 eine große Offenheit und hohes Engagement von Ehrenamtlichen und Wohnungsgebenden gab, ist die wohnungspolitische Lage weiterhin prekär. Es herrscht ein dramatischer Wohnraummangel und es braucht mehr sozialpolitischen Willen und gesellschaftliche Akzeptanz Wohnraum zur Verfügung zu stellen, unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Glauben oder Einkommen.
Hinzu kam in den Beratungsstellen ein kaum zu bewältigender Beratungsandrang bei gleichbleibenden Personalressourcen. Die Anfragen der Ratsuchenden mussten priorisiert werden, Notfälle konnten gleich bearbeitet werden, ansonsten wurden Termine vergeben. Insgesamt wurden allein in der Stadt und dem Landkreis Hildesheim bis zu 4000 neue Zugewanderte, vor allem aus der Ukraine, aufgenommen. Das Diakonische Werk setzte sich permanent für eine Personalaufstockung und Projektverlängerungen ein, so dass im Jahr 2023 von einer positiven Veränderung auszugehen ist. Unter Zugewanderten, die nicht aus der Ukraine kamen, war ein negativer Stimmungswechsel und eine Benachteiligung im Behördenkontakt deutlich spürbar. Gespräche und Austausch mit Behörden und Kolleg*innen führten zu einer stetigen Verbesserung der Situation. Zum Jahresende hatte sich die Lage etwas entspannt, so dass beispielsweise andere Zugewanderte von einem großen Sprachkursangebot und Gesetzesänderungen profitieren können. Es zeigt sich wie bedeutungsvoll es ist in Krisenzeiten und hoher Anspannung zusammenzuhalten. Menschen verlassen ihre Heimat, erleben unvorstellbares Leid und sorgen sich um die Sicherheit von Familienmitgliedern im Heimatland. Struktur, Orientierung, Halt und Zusammenhalt ist für Menschen auf der Flucht und in den Ländern, in denen sie Asyl suchen oder ankommen umso wichtiger.
Seit mehr als acht Jahren besteht der Fachbereich aus einem multiprofessionellen Team, das mehr als zehn Sprachen spricht. Die Mitarbeitenden setzen sich für Neuzugewanderte beratend und politisch ein und unterstützen integrative sowie ehrenamtliche Strukturen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die (dezentrale) Beratung und Begleitung für Migrant*innen, Geflüchtete und Ehrenamtliche. Zum Angebot des Fachbereichs gehören verschiedene Beratungen und Projekte, die im Folgenden dargestellt sind.