„Es folgt die Kurzandacht der Tonkirche – in dieser Woche gestaltet von Mitarbeitenden des Diakonischen Werks. Es sprechen heute Diakoniepastor Ralph-Ruprecht Bartels und Susanne Gottschalk, Leiterin der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung im Diakonischen Werk.
Markus 10,14-16: Jesus Christus spricht: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.
Ralph-R. Bartels (RRB): Von Jesus ist uns überliefert, dass ihm Kinder ganz besonders am Herzen lagen.
Frau Gottschalk, wie verträgt es sich damit, dass das Diakonische Werk eine Schwangerschaftskonfliktberatung anbietet, die vom Grundsatz her immer ergebnisoffen ist? Müsste die Kirche nicht eindeutiger sich auf die Seite des ungeborenen Lebens stellen?
Ssusanne Gottschalk (SG): Das ungeborene Leben im Mutterleib kann nur mit der Mutter und nicht gegen sie geschützt werden.
Wir nehmen diese Aufgabe wahr, weil wir uns dem Leben des Kindes und dem Leben der Mutter in gleicher Weise verpflichtet fühlen.
RRB: Gut, das verstehe ich. Konflikt bedeutet ja, dass zwei Werte aufeinanderprallen: der Wert des ungeborenen Lebens und der Wert des vorhandenen Lebens. Was ist in diesem Konflikt das Ziel der Beratung?
SG: Sich genau dieser Situation, diesem Konflikt offen zu stellen. Die Beratung bietet dafür den respektvollen, geschützten und vertrauensvollen Raum, um sich mit den Ängsten, Sorgen, der Ambivalenz, manchmal auch der Wut und der Frage der Schuld auseinanderzusetzen. Sich frei zu äußern, ohne Verurteilung und Bewertung.
Sich in die Position des Kindes zu begeben und die eigene Position anzusehen und die widersprüchlichen Gefühle und Gedanken auszudrücken. Mögliche Hilfen und Unterstützung zu bedenken, vielleicht neue Wege zu erkennen und anzunehmen.
Das Ziel ist es eine eigenverantwortliche Entscheidung zu ermöglichen.
RRB: Und dafür ist es gut, dass es gerade in dieser besonders schwierigen Lebenssituation dieses Beratungsangebot gibt. Kompetente Gesprächspartnerinnen, die einem helfen, die Gedanken zu sortieren und einen Weg zu finden – so oder so.
Da steckt vielleicht mehr Nächstenliebe drin als in mancher Moralpredigt.