„Es folgt die Kurzandacht der Tonkirche – in dieser Woche gestaltet von Mitarbeitenden des Diakonischen Werks. Es sprechen heute Diakoniepastor Ralph-Ruprecht Bartels und Martin Sohns vom Hospitzverein „Geborgen bis zuletzt“.
Johannes 11,23: Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Ralph-R. Bartels (RRB): Martha war verzweifelt. Ihr Bruder Lazarus war gestorben. Vier Tage schon liegt er in einer Grabeshöhle. Martha beklagt seinen Tod bei Jesus. Und er antwortet ihr: dein Bruder wird auferstehen.
Lazarus, komm heraus! Ruft Jesus in die Grabeshöhle – und tatsächlich – Lazarus steht von den Toten auf.
Herr Sohns – eine schöne Geschichte, aber leider nicht die Wirklichkeit. Der Alltag im Hospizverein sieht anders aus. Da sind die Abschiede endgültig. Spielt die Auferstehung in Ihrer Arbeit dennoch eine Rolle?
Martin Sohns (MS): Naja, wir begleiten normalerweise Menschen, die im Sterben liegen. Da kommt es schon in seltenen Fällen vor, dass Sterbende auch ganz plötzlich noch einmal gesund werden. Aber dass ein Gestorbener wie Lazarus ins Leben zurückkehrt haben wir in der Tat noch nicht erlebt.
RRB: Ich versuche mir das einmal vorzustellen: die - zumeinst ehrenamtlichen - Mitarbeitenden des Hospitzvereins wagen sich in einen Bereich des Lebens hinein, um den die meisten Menschen einen weiten Bogen machen. Wie hält man das aus?
MS: Sicherlich braucht man dafür viel Kraft, aber man wird auch sehr gut auf diese Tätigkeit als Hospizbegleiter vorbereitet und erhält auch während der Begleitung viel Unterstützung. Die meiste Kraft bekommt man aber durch die Begleitung selber. Viele unserer Hospizbegleiter berichten mir, dass sie sehr viel durch ihre Einsätze "zurück bekommen" und viel positives mitnehmen.
RRB: Welche Rolle spielt der Glaube in der Vorbereitung und in der konkreten Arbeit?
MS: Im Großteil unserer Begleitungen spielen der Glaube und die Hoffnung eine große Rolle. Gerade in der letzten Lebensphase entdecken viele Menschen ihren Glauben neu oder finden zu ihm zurück. Sie finden dann in den Hospizbegleitern adäquate Ansprechpartner, die sich auch schon in ihrem Vorbereitungskurs mit dem Thema und den anstehenden, möglichen Fällen auseinander gesetzt haben.
RRB: Hilft es z. B. wenn man in sich eine Hoffnung über diese Welt hinaus verspürt?
MS: Das hilft uns sicherlich in der täglichen Arbeit. Für viele Menschen in dieser Phase ist aber gerade diese Vorstellung eine große Stütze.
RRB: Dein Bruder wird auferstehen - es ist schwierig, sich das vorzustellen. Aber diese kleine Geschichte malt ein Hoffnungsbild, auf das man blicken kann, wenn es nichts mehr zu sehen gibt. Ich wünsche Ihnen, Herr Sohns, und den vielen Mitarbeitenden im Hospizverein Gottes Segen und immer die nötige Kraft für diese wichtige Arbeit.