„Es folgt die Kurzandacht der Tonkirche – in dieser Woche gestaltet von Mitarbeitenden des Diakonischen Werks. Es sprechen heute Diakoniepastor Ralph-Ruprecht Bartels und Kornelia Becker, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle.
Johannes 8,7 Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Ralph-R. Bartels (RRB): Zur Zeit Jesu war Ehebruch eine Sünde, die mit dem Tod durch Steinigen bestraft wurde. Man bringt eine Frau zu ihm, die des Ehebruchs überführt war und er soll über sie das Urteil sprechen. Aber er sagt nur diesen einen Satz: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Daraufhin verlässt einer nach dem anderen den Ort des Geschehens – schweigend.
Nun wird bei uns glücklicherweise niemand mehr gesteinigt, aber Beziehungsprobleme gibt es nach wie vor.
Frau Becker, Sie arbeiten in der Ehe-, Familien und Lebensberatungsstelle des Diakonischen Werks. Menschen mit Beziehungsproblemen kommen zu Ihnen in die Beratung – spielt die Frage nach der Schuld eine Rolle?
Kornelia Becker (KB): Ja, Herr Bartels – die Frage nach der Schuld ist sehr häufig ein Thema, welches Paare beschäftigt. Viel Energie und Lebenszeit steckt in Kämpfen, die diese Frage klären sollen.
Jesus geht darauf ja gar nicht ein. Bei dieser Frau ist die Schuld ja auch bewiesen – die Frage ist, wie wird sie bestraft?
RRB: Sie meinen, das Schema von Schuld und Strafe für Schuld bringt Menschen in Beziehungen nicht weiter. Was wäre denn ein angemessener Weg, um mit Schuld umzugehen?
KB: Verstehen und Vergeben. Das ist leicht gesagt, braucht aber Liebe und Mut! Dann kann es befreien.
RRB: Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein – sagt Jesus in der Geschichte. Dieser eine Satz macht allen Umherstehenden bewusst, dass niemand leben kann, ohne dabei nicht auch an anderen schuldig zu werden. Wäre es eine Lösung, wenn Beratung diese Erkenntnis vermitteln könnte?
KB: Ja, unbedingt – Akzeptieren, ich mache manches so, dass es meiner Partnerschaft nicht gut tut – und mein Partner auch. Wie gehen wir damit um? Das ist entscheidend. So verstehe ich Jesus: hört auf euch mit der Sünden–, oder Schuldfrage zu beschäftigen – das bringt nicht weiter. Die große Frage ist doch, was tun mit der Schuld???
RRB: Bei jedem Einkauf werde ich gefragt, ob ich eine „Payback-Karte“ habe. Ich habe keine – jedenfalls nicht für den Einkauf. In anderer Hinsicht aber schon. Die Versuchung ist groß, es dem, der mir Unrecht getan hat, mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Jesus zeigt einen anderen Weg auf: ich verurteile dich nicht, sagt er zu der Frau. Kein Payback – kein Heimzahlen. Wie schaffe ich das, meine innere Payback Karte, auf der ich so gerne das sammle, was ich anderen heimzahlen möchte, einfach zu löschen?
KB. Sich lieben und verzeihen – und dem Partner auch.