Flüchtlingssozialarbeit und Ehrenamtskoordination

Hinsehen bedeutet für uns:
Hinsehen statt wegsehen
Jeden Menschen als Individuum zu erkennen
Kulturspezifische Besonderheiten sehen
Bedürfnisse erkennen und ganzheitlich arbeiten
Lösungen gemeinsam erarbeiten
Selbstwirksamkeitsprozesse unterstützen
Dran bleiben

Im Diakonischen Werk Hildesheim und in den Außenstellen Bad Salzdetfurth, Bockenem und Holle und Peine arbeiten sechs Flüchtlingssozialarbeiter*innen und Ehrenamtskoordinator*innen. Im Mittelpunkt der Flüchtlingssozialarbeit steht eine professionelle und ganzheitliche Begleitung von Geflüchteten zur gesellschaftlichen Integration. Im Fokus der Ehrenamtskoordinierung steht eine ebenso professionelle und bedarfsorientierte Begleitung von Ehrenamtlichen, die Geflüchtete unterstützen. Alle Mitarbeiter*innen arbeiten in Kooperation mit Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, Initiativen, Stadt, Kommunen, in örtlichen Netzwerken, Arbeitskreisen, Runde Tisch Asyl und in enger Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen in den jeweiligen Kirchenkreisen. Zudem kommen weitere Tätigkeiten wie der Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerkarbeit hinzu. Wichtiger Aspekt in der Arbeit ist die Geldakquise für Flüchtlings- und Ehrenamtsprojekte, damit unter anderem Veranstaltungen für Ehrenamtliche und Geflüchtete durchgeführt werden können. Für die professionelle Sozialarbeit nahm das Team im letzten Jahr mehrmals an fachlichen Fort- und Weiterbildungen, Supervision und Teambesprechungen teil.

Südlicher Landkreis Hildesheim

Beate Ziegenfuß (Flüchtlingssozialarbeiterin und Ehrenamtskoordinatorin), Jennifer May (Flüchtlingssozialarbeiterin) und Ibrahim Yöndes sind als Integrationshelfer*innen im südlichen Landkreis Hildesheim tätig. Zum Zuständigkeitsbereich der Flüchtlingssozialarbeiter*innen und Ehrenamtskoordinator*innen im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld zählen die Gemeinden Bockenem, Lamspringe, Holle und Bad Salzdetfurth.

Folgende Tätigkeiten zählen zum  Aufgabenbereich der Flüchtlingssozialarbeiter-*innen:
Beratung für einzelne Klient*innen und Familien rund um die Themen:

  • Asylverfahren, Verfahrensablauf, Aufenthaltsgesetz und -verordnung, Asylbewerberleistungsgesetz,
  • Integrationskursverordnung, Beschäftigungsverordnung, Arbeitsmarktzugang,
  • Information, Bildung, Ausbildungszugang, Schule und Kindertagesstätte,
  • Unterstützung bei Familienzusammenführung und –nachzug
  • Kooperation mit Netzwerkpartnern
  • Zudem die Hilfestellung beim Stellen von Anträgen beim Jobcenter oder Bildung und Teilhabe, Umverteilungsanträge und Familienzusammenführung, Familiennachzug aus dem Heimatland, Arbeitserlaubnis.
  • Hilfestellung bei der Interaktion mit Ämtern und Behörden
  • Fachübergreifende Weitervermittlung z.B. bei Schulden, Schwangerschaft u.v.m.
  • Weitervermittlung zu anderen Institutionen
  • Unterstützung

Zu den weiteren Tätigkeiten gehört die enge Zusammenarbeit mit den regionalen Integrationshelfer*innen für Flüchtlinge des Landkreises Hildesheim.

Dienststelle
Klient*innen Anzahl Beratungen
Bad Salzdetfurth

162

400

Lamspringe

29

60

Bockenem

130 452

Grasdorf/Holle

50  


Peine
Psychologische Beratung Einzelner in Form von Entlastungsgesprächen
Im Jahr 2018 wurden 29 Klient*innen betreut und  116 Beratungsgespräche geführt. Die Klient*innen kamen durch die Caritas, die Flüchtlingssozialarbeiter*innen der Stadt Peine, das Übergangsmanagement des Landkreises, den Sozialpsychiatrischen Dienst des Landkreises und auf Eigeninitiative in Folge einer Stabilisierungsgruppe.

Daten aus der Beratung 2018

Dienstelle Klient*innen Anzahl Beratungen Herkunftsländer  Geschlecht
Peine   29  116 Serbien, Albanien, Syrien, Iran, Afghanistan, Marokko, Sudan, Libanon 52 % weiblich
48 % männlich

Stabilisierungsgruppen
Zum Zwecke der erfolgreichen Durchführung von Stabilisierungsgruppen für geflüchtete Menschen im Landkreis Peine wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Diakonischen Werk und der Caritas getroffen. Vom 1.11.2018- 30.06. 2020 werden insgesamt fünf Stabilisierungsgruppen durchgeführt. Das Kooperationsprojekt findet im Rahmen der vom BAMF geförderten Maßnahme “Aufnahmemanagement und Beratung für Asylsuchende in Niedersachsen“, AMBA II, statt. Das Projekt ist bei der Caritas angegliedert, für die inhaltliche Durchführung der Stabilisierungsgruppen ist Ulrike Stille-Kretschmer vom DW verantwortlich.

Die 1. Stabilisierungsgruppe mit arabisch sprechenden Frauen konnte erfolgreich von November 2018 - Januar 2019 durchgeführt werden. Folgetermine mit thematischen Schwerpunkten sind im losen Abstand von 4-6Wochen vereinbart.

Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit
Nach wie vor ist das Vernetzen (Netzwerkpartner s.o.) und Pflegen bereits bestehender Kontakte notwendiger Bestandteil der Arbeit. Neu hinzugekommen ist im letzten Jahr die Teilnahme an den PSAG-Sitzungen (psychosoziale Arbeitsgemeinschaft des Landkreises Peine).

Sprechstunde Lehmkuhlenweg
Die Sprechstunde findet, soweit terminlich möglich, donnerstags von 10.00-12.00Uhr im Lehmkuhlenweg statt. Hier findet aktuell die Betreuung eines schwer traumatisierten Jungen statt.

INCA
… ist die Projektbezeichnung für das Internationale Café, INCA auf Reisen und das INCA NähNet(t).
Das Internationale Café findet jeden Freitag 15-17:30 Uhr in der Friedensgemeinde Eichendorffstr. 6, 31224 Peine statt. Das Internationale Café findet ebenfalls in den Schulferien statt, da sich bewiesen hat, dass gerade dann noch mehr Menschen zu Besuch und in Kontakt kommen. Wenn es wärmer ist, sind es mindestens 80 Besucher. In den Sommerferien 2018 waren es im Durchschnitt sogar 100 Besucher vor Ort.  An Veranstaltungen zusammen mit Familien für Familien wie das Sommerfest im September 2018 nahmen knapp 200 Menschen teil. Außerhalb der Ferien und in der kalten Saison kamen zwischen 50 und 80 Menschen. Im Dezember 2018 feierten wir gemeinsam mit Familien für Familien im Rahmen des International Café, Weihnachten. Besucher kommen direkt aus Peine aber auch aus den umliegenden Dörfern wie zum Beispiel Handorf, Ilsede, Ölsburg, Duttenstedt, Vöhrum, Vechelde, Stederdorf. Teilweise nehmen die Besucher 45 Minuten Fußweg auf sich um am INCA teilzunehmen. Geflüchtete kommen überwiegend aus Syrien, Montenegro, Bulgarien, Albanien, Kasachstan, dann folgen vereinzelt Spanien, Italien, USA, Marokko, Türkei, Nigeria. Jeden Freitag unterstützt die Tafel Peine durch eine Lebensmittel-Spende das INCA. REWE an der Fritz-Stegen-Allee bereitet Lebensmittel wie Obst und Kuchen vor, sodass es nur abgeholt und bezahlt werden muss. Freitags gibt es für Kinder immer eine Kreativ-Aktion - Malen, Basteln, Spiele spielen. Die Kinder werden außerdem aktiv bei INCA  mit einbezogen. Sie helfen beim Vorbereiten der Bastel-Sachen, stehen auch mal am Buffet und verteilen den Kuchen oder schneiden mit den Ehrenamtlichen gemeinsam das Obst für die Besucher. Genauso beteiligen sich die Besucher. Einige kommen freitags extra früher um bei den Vorbereitungen zu helfen. Auch Männer stehen den ganzen Nachmittag in der Küche und machen das Geschirr sauber, damit am Abend nicht mehr so viel zu tun ist.

 

INCA auf Reisen fand 2018 in den Osterferien, den Sommerferien und den Herbstferien statt. In den Herbstferien fuhren an zwei Tagen jeweils 90 Besucher des INCA in den Erse-Park mit; knapp eine Stunde von Peine entfernt. Ehrenamtliche des INCA, Gäste der Tafel Peine und Jugendliche aus dem KKJD Peine sind in dieser Tagesgruppe mit einbezogen. Vor Ort sind die Menschen frei in ihrer Tagesgestaltung.

INCA NähNet(t) begann im November 2017 als wöchentliches Angebot, mittwochs in der Friendensgemeinde, Eichendorffstr 6, 31224 Peine. 15 Uhr – 17:30 Uhr. Ziel ist es, dass Geflüchtete und Peiner durch kreative Arbeit mit Stoffen und Schnitten, einander begegnen, austauschen, kennenlernen. Der Gedanke des Upcyclings soll Menschen verbinden.

Ehrenamtskoordinator*innen in den Kirchenkreisen Hildesheimer Land-Alfeld, Hildesheim-Sarstedt und Peine
Folgende Aufgabenbereiche übernehmen Ehrenamtskoordinator*innen:

  • Professionelle Begleitung von (geflüchteten) Ehrenamtlichen
  • Mitarbeit im Café
  • Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit
  • Geldakquise für Flüchtlings- und Ehrenamtsprojekte
  • Veranstaltungen für Ehrenamtliche und Geflüchtete
  • Organisation von Begegnungsprojekten
  • Unterstützung beim Spracherwerb im Sprachcafé
  • Initiierung weiterführender integrativer Projekte vor Ort

Hildesheim
Begegnungsprojekt des Diakonischen Werkes Hildesheims
Seit April 2018 veranstaltete das Diakonische Werk Hildesheim unter der Projektleitung von Mandy Steinberg und Vivian Knörndel (Sozialarbeiterin im Anerkennungsjahr) Aktionen, die zu Begegnungen unter den Mitbürger*innen Hildesheims einladen. Unter dem Motto „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ von Guy de Maupassant, treffen sich monatlich ca. 20 bis 30 geflüchtete und deutsche Mitbürger und Mitbürgerinnen um sich gegenseitig kennen zu lernen, miteinander Spaß zu haben und voneinander zu lernen. In der Arbeit mit Geflüchteten ist immer wieder deutlich geworden, dass es einen großen Wunsch nach mehr Kontakt und freundschaftlichen Beziehungen zu deutschen Mitbürgern gibt, es jedoch für die Geflüchteten oft sehr schwierig erscheint überhaupt in Kontakt mit deutschen Mitbürger*innen zu treten. Deshalb musste eine Veranstaltungsreihe her, in der man sich unkompliziert begegnen, erste Beziehungen knüpfen und vor allem gemeinsam Spaß haben kann. Und das geht bei gemeinsamen Unternehmungen wie Bowling oder Minigolfspielen doch besonders gut. Und ganz nebenbei kann man noch Hildesheim und Umgebung, z.B. sich bei einer Besichtigung des Schlosses Marienburg kennen lernen. Unser Highlight bisher war aber wohl unsere Fahrt nach Hamburg, auf der wir die Stadt zu Land und zu Wasser einmal genauer unter die Lupe genommen haben und zum krönenden Abschluss den Klängen der Schlagermove-Parade lauschen konnten. Am Ende waren sich alle einig, auch in Zukunft soll es weitere Begegnungsmöglichkeiten geben, die Menschen und Kulturen miteinander verbindet und aus Fremden Freunde werden lässt.

Michaelis Weltcafé
Das Michaelis Weltcafé ist seit Mai 2017 in diakonischer Hand und ein Begegnungsort für Menschen im Quartier, Menschen aus allen Nationen, Geflüchtete, für jede Person unabhängig von Glaube, Alter und Kultur. Mit gutem Gewissen lässt sich fair gehandelter Biokaffee, Tee und regionaler Kuchen genießen. Seine Produkte bezieht das Diakonische Werk von der Fairhandels-Organisation El Puente in Nordstemmen. Im Weltcafè helfen Menschen aus acht Ländern ehrenamtlich und hauptamtlich. Das Café bietet neben fair gehandelten Produkten verschiedene soziale Angebote. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund können sich ehrenamtlich engagieren, es gibt ein Café International, freies WLan, Angebote für alle Generationen, Spielenachmittage und regelmäßige interkulturelle Veranstaltungen an. Im Cafè können Menschen ins Gespräch kommen und sich auf Augenhöhe begegnen. Für diese Vision einer respektvollen, verantwortungsbewussten und gerechteren Welt steht das Weltcafé.

Das Cafè ist ein Ort des Gemeinwesens und öffnet sich für die Bedürfnisse und Belange der Menschen. Daher ist eine Kooperation mit unterschiedlichen Partnern ebenso wichtig und zielführend. Das Café wurde im Jahr 2018 durch 3 Mitarbeiter in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen, Projektleitung Mandy Steinberg, 2 Sozialarbeiter*innen im Anerkennungsjahr und 15 Ehrenamtlichen unterstützt und durch einen Beirat begleitet.

Zukünftige Themen und Herausforderungen für die Arbeit
In Zukunft werden wir uns in unserem Bereich vermehrt mit der Wohnungssuche in den jeweiligen Kommunen beschäftigen müssen, um die drohende Obdachlosigkeit abzuwenden.

Weiterhin ist die Integration in den Arbeitsmarkt, bei jüngeren Geflüchteten in eine Ausbildung, eines der wichtigen Themen. Bei Neuzugängen bleibt die Integration in das Gemeindeleben an erster Stelle.

Ein weiteres wichtiges Thema ist und bleibt das Fehlen von benötigten Therapieplätzen, zur Bewältigung der Traumata, welche einer guten Integration im Weg stehen. In diesem Zusammenhang müssen wir auch die psychosoziale Begleitung weiterhin aufrechterhalten.

Zudem wird durch die unveränderte Situation der Sprachkurse das Thema des Zugangs für unsere erwachsenen Geflüchteten bleiben, hier vor allem jene in der Gestattung, sowie auch die flächendeckende Versorgung mit Sprachkursen im ländlichen Raum und sehr wichtig auch der Zugang für Mütter, Sprachkurse in Teilzeit oder mit Kinderbetreuung sind sehr selten.

Eine weitere Herausforderung sind die sinkenden Zahlen Ehrenamtlicher, dem gegenüber stehen bedürftige Geflüchtete, Neuzuweisungen und Familienzusammenführungen. Ehrenamtliches Engagement ist sehr wichtig um gesellschaftliche Teilhabe von Geflüchteten zu ermöglichen. Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen würden hauptamtliche Mitarbeiter an ihre zeitlichen Grenzen stoßen. Ehrenamtliche tragen nicht nur einen wesentlichen Teil zur Integration bei. Es entstehen Bekanntschaften und Freundschaften zwischen Ehrenamtlichen und Geflüchteten. Es hat sich gezeigt, dass ein großer Kontaktwunsch zu Einheimischen gewünscht ist, aber kulturelle Unterschiede dies erschweren. Daher sind Begegnungsangebote und Treffpunkte wie das Café Inca oder das Café International in Hildesheim wichtig, um Kontaktangebote zu ermöglichen und einen gesellschaftlichen und kulturellen Integrations- und Teilhabeprozess zu fördern.

Danke
… für die gute inhaltliche, kooperative und finanzielle Unterstützung unserer Arbeitsbereiche! Wir bedanken uns für die Unterstützung durch die evangelische Landeskirche Hannover, Diakonische Werk in Niedersachsen, Haus kirchlicher Dienste, Kirchengemeinden in den Kirchenkreisen Peine, Hildesheimer Land-Alfeld, Hildesheim-Sarstedt, Stadt Hildesheim, Landkreis Hildesheim, Kommunen Bad Salzdetfurth, Holle und Bockenem, Job Center, kooperierenden Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und Initiativen. Insbesondere möchten wir uns bei den Ehrenamtlichen bedanken, die sich weiterhin engagieren und einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration Geflüchteter leisten.

Mitarbeiter*innen
Mandy Steinberg: Ehrenamtskoordiniatorin in Hildesheim, Projektschwerpunkt: Michaelis Weltcafé, Kirchenkreissozialarbeiterin, Teamleitung

Jennifer May: Integrationshelferin in Bad Salzdetfurth

Bettina Mai: Flüchtlingssozialarbeit in Bockenem

Beate Ziegenfuss: Integrationshelferin und Ehrenamtskoordinatorin in Bockenem
(Ab 01.01.2019 Katja Pape-Kürstein: Ehrenamtskoordinatorin in Bockenem)

Ibrahim Yöndes: Integrationshelfer in Holle, Hildesheim und Bockenem

Ulrike Stille-Kretschmer: Psychologische Beratung und Begleitung traumatisierter Flüchtlinge in Peine

Jessica Hauk: Ehrenamtskoordinatorin in Peine, Schwerpunkt: Café Inca

Andra Bernard: Servicekraft im Michaelis Weltcafé

Maryam Davari: Servicekraft im Michaelis Weltcafè

Letibirhan Batha: Servicekraft im Michaelis Weltcafé