Die Feststellung einer Schwangerschaft kann unterschiedliche, manchmal auch wechselnde Gefühle auslösen. Freude und Neugier, aber auch Ratlosigkeit, Angst, vielleicht Wut und Ablehnung können damit verbunden sein. Schwangerschaft verändert die Lebenssituation und wirft immer Fragen auf. Sich mit der Situation auseinanderzusetzen, alle Fragestellungen zu bearbeiten, Entscheidungen zu treffen - dafür bietet die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung Frauen, Paaren und Familien einen geschützten, vertraulichen Raum. Dies, wenn gewünscht, auch anonym.
Mit seinen Beratungsstellen in Alfeld, Bockenem, Elze, Hildesheim und Sarstedt bietet Das Diakonische Werk Hildesheim in offenen Sprechstunden und für die Schwangerschaftskonfliktberatung in zeitnah und täglich vereinbarten Terminen Beratung an. Die Stellen sind über einen elektronischen Kalender verbunden, so können ortsnahe Termine von allen Standorten aus vergeben werden.
Auch präventive sexualpädagogische Angebote für Gruppen sind ein Bestandteil des Beratungsangebots, die die verantwortliche Auseinandersetzung mit Sexualität, Familien- und Lebensplanung zum Thema hat. Möglich ist hier beispielsweise eine „Babybedenkzeit“ ein Elternpraktikum mit Simulatoren.
Rückblick und Einblick
Die Beratungszahlen sind gestiegen. Insgesamt 296 Frauen/Paare kamen zu ein- oder mehrmaligen Gesprächen in die Beratungsstellen. Der Anteil der Frauen ohne deutsche Staatsangehörigkeit lag bei etwa einem Drittel. Hier wurden zur Verständigung teilweise Dolmetscher notwendig.
Schwangerschaftskonfliktberatung:
124 Frauen wurden im Schwangerschaftskonflikt beraten. Für die Erwägung eine Schwangerschaft nicht fortzusetzen wurden sehr häufig Probleme in der Partnerschaft, fehlende Unterstützung und befürchtete körperliche wie psychische Überforderung durch die Geburt eines (weiteren) Kindes genannt, dicht gefolgt von Problemen, die bei Schulbesuch, Ausbildung und beruflicher Situation erwartet wurden. Bei letzterem spielen befristete Arbeitsverträge und die Angst vor (längerer) Arbeitslosigkeit eine große Rolle bei der Entscheidung für einen möglichen Schwangerschaftsabbruch. Mehr als die Hälfte der beratenen Frauen hatte bereits Kinder. Etwa ein Drittel der Frauen lebte mit ihren Kindern allein.
Schwangerenberatung:
170 Frauen kamen in die allgemeine Schwangerenberatung. Rechtliche Informationen (Mutterschutz, Sorgerecht, Unterhalt, Elternzeit u.a.), Vermittlung finanzieller Hilfen, Unterstützung bei der Beantragung von Sozialleistungen (ALG II, Kindergeld, Elterngeld), Informationen zu Frühen Hilfen und weiteren Beratungsangeboten, sowie Fragen zu Familienplanung/Verhütung sind die überwiegenden Fragestellungen.
Sexualpädagogische Angebote und Babybedenkzeit:
In der Region Hildesheim wurden 25 mehrstündige–mehrtägige Präventionsangebote für unterschiedliche Gruppen durchgeführt.
Neu hinzu kam in diesem Jahr das Projekt „Eltern werden – Eltern sein“, das von der evangelischen Landeskirche finanziell unterstützt wurde.
So fanden in Kooperation mit den Fachschulen für Heilerziehungspflege der Herman-Nohl-Schule und dem Diakonischen Bildungszentrum im Jahr 2015 besondere Babybedenkzeiten in Hildesheim und Alfeld statt. Dadurch bekamen erstmals Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen aus unterschiedlichen Schulen und Einrichtungen die Möglichkeit, ein Elternpraktikum mit Babysimulatoren zu machen.
Begleitet wurden sie dabei von ElternassistentInnen,- Schülerinnen und Schülern der Fachschulen für Heilerziehungspflege - die im Vorfeld selbst eine Babybedenkzeit absolviert hatten. Diese unterstützten die Versorgung der Babysimulatoren, halfen bei Schwierigkeiten und hielten sich für Fragen im Hintergrund.
Parallel fanden thematische Einheiten zu den Themen „Liebe und Partnerschaft“, „Sichere Verhütung und Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten“, „Schwangerschaft und Geburt“, „Selbstfürsorge und Umgang mit Überforderungssituationen“, „Lebensplanung und Elternschaft“ statt. Besondere Elemente der Babybedenkzeit waren Besuche in der Schwangerenberatungsstelle des Diakonischen Werks in Alfeld und Hildesheim sowie Besuche der Familienhebamme Maria Schinzel und Frauenärztin Christiane Tecklenburg.
Durch dieses besondere Angebot hatten Jugendliche und Erwachsene mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen die Möglichkeit, sich sowohl auf der kognitiven als auch auf der emotionalen, vor allem aber durch die Simulation auf der Handlungsebene mit dem Thema „Elternschaft“ zu beschäftigen.
Die Wochen waren gekennzeichnet von lebendigem Austausch, gemeinsamen Unternehmungen, Kompetenzerweiterung und vielen neuen Erfahrungen. Auch beim Nachtreffen nach einigen Monaten berichteten zum Beispiel Teilnehmerinnen der Diakonischen Wohnheime Himmelstür, dass ihnen die Woche neue Erfahrungen möglich gemacht habe und äußerten auch im Rückblick auf die Woche Zufriedenheit.
Zukünftige Themen und Herausforderungen für die Arbeit:
Fortführung des landeskirchlich geförderten Projekts „Eltern sein – Eltern werden“ Erarbeitung und Begleitung eines angepassten Konzepts der Babybedenkzeit für Menschen mit Beeinträchtigungen mit Schülern der Heilerziehungspflege
Beratung von und Angebote für asylsuchende Frauen und Familien mit Kindern
Vernetzung und Zusammenarbeit im ländlichen Raum im Rahmen der frühen Hilfen